Es hatte unscheinbar angefangen. Er war jünger als ich und
ich wollte ihn mit den gewohnten Floskeln abbügeln. Diesmal funktionierte es
nicht. Der Chat mit ihm artete in einem regelrechten Mindfuck aus.
Latex… Masken… Atemreduktion… Rohrstock… Ohrfeigen… Tränen…
Eines führte zum anderen.
Die Türe von Zimmer 214 war angelehnt, als ich ankam. Ich
ging in das leere Zimmer. In der Garderobe stand eine geschlossene Reisetasche.
Im Bad hing ein geschlossener Kulturbeutel. Auf dem Nachttisch lag seine
Brille. Weitere persönliche Gegenstände waren nicht zu erblicken.
Gerne hätte ich in seine Tasche geschaut. Was trägt er? In
seinen Kulturbeutel. Wonach wird er riechen?
Ich lasse seine Taschen geschlossen und öffne stattdessen
meine eigene. Hole meine Latexklamotten raus und stelle mich unter die Dusche. Gründlich
gleite ich mit dem Rasierer zwischen meinen Beinen hin und her. Ich kenne ihn
nicht, aber ich möchte nicht, dass er ein Haar an mir findet.
Nach dem Duschen sprühe ich mich mit etwas Parfum ein und
schlüpfe in meinen Latexbody, welchen ich zuhause bereits auf Hochglanz gebracht
hatte. Danach folgen die Latexstrümpfe und High Heels.
Eine Nachricht von ihm erreicht mich: „Bist du fertig?“
Nein. Ich muss noch das Spielzeug, das ich mitgebracht habe,
auf den Tisch legen.
„Ok, ich bin so weit.“
„Setz dich auf die Bank am Fußende des Bettes. Ich komme in
5 Minuten ins Zimmer.“
Ich lese seine letzte Zeile, schalte mein Handy aus, setze
mich und ziehe mir eine Latexmaske über den Kopf. Lediglich mein Mund
ist noch zu sehen.
Wie wird er riechen? Wie wird er sich anfühlen? Wie wird er
küssen?
Was wird er tun, wenn er ins Zimmer kommt? Wenn er mich
sieht?
Mein Atem wird schneller. So, wie es schon bei unseren
vorhergegangenen Chats der Fall war. Manchmal wurde mir vor lauter Aufregung
beinahe übel.
Wie lange sind fünf Minuten?
Werde ich ihm gefallen?
In der dumpfen Stille höre ich das Klicken des Türschlosses.
Es ist soweit.
Die Tür fällt wieder ins Schloss.
Ich drehe meinen Kopf weg von der Tür. Als ob es helfen
würde. Als ob er mich dann nicht sehen könnte.
Ich möchte von einem Fremden so nicht gesehen werden.
Zu spät.
Wo ist er? Nicht das leiseste Geräusch ist zu vernehmen.
Mein Körper steht unter Strom.
Plötzlich höre ich ein Rascheln direkt vor mir. Ich erschrecke,
mein Oberkörper weicht zurück. Meine Hände bohren sich in den weichen Samt der Bank.
Mein Atem überschlägt sich beinahe.
Was wird er tun? Was hat er vor? Wo wird er mich zum ersten
Mal berühren? Der fremde Mann?
Er nimmt meine Hände. Die erste Berührung. Seine Hände sind
kälter als meine. Mein Herz schlägt bis zum Hals. Er zieht mich nach oben.
Mit weichen Knien stehe ich vor ihm. Seine Hände gleiten
über das Latex über meinem Kopf. Er zieht mich an sich heran und küsst mich.
Seine Zunge gleitet tief und wollüstig in meinen Mund.
Ein seltsames Gefühl der Erleichterung macht sich in mir
breit und ich stöhne unweigerlich.
Nach den ersten Küssen wandern meine Hände vorsichtig über
seinen Oberkörper. Er trägt ein Hemd und ich spüre seine muskulösen Arme. Trotz
High Heels scheint er einige Zentimeter größer zu sein als ich. Meine Hände
wandern unsicher über seine Schultern in seine Haare.
Unsere Zungen spielen miteinander, ich atme sein mir
unbekanntes Parfum ein. Dann greift er wieder meine Hände und zieht mich durch
das Zimmer. Er scheint sich zu setzen.
„Runter.“
Ich geh auf die Knie. Meine Hände liegen auf seinen
Schenkeln.
2 comments:
Das Warten hat sich gelohnt.
Ich habe den Eintrag gerade erst entdeckt und muss sagen, dass ich begeistert bin. Leider gab es hier bisher noch keine Kommentare dazu - es ist einer der Einträge, die leider in der Weite des WWW verschwinden, obwohl ihnen eine viel größere Aufmerksamkeit zuteil werden soll.
Ich mag es, wie du das Aufregende am Beginn des Treffen schilderst, wie du deinen Herzschlag in Worte fasst. Und ich finde die Szene unglaublich schön, mit der euer Date beginnt: Der Kuss.
Sehr schön.
Ich werde Fan von dir... ;)
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