Tuesday, February 03, 2015

Hedda Gabler 2



Wie selbstverständlich ergriff seine feingliedrige Hand meine, seine Finger schoben sich zwischen meine. Eine Spannung lag in der Luft, als er sanft meine Hand drückte.
Er ging voran, ich folgte ihm. Hin- und hergerissen zwischen Angst und Neugier.

Wortlos streifen wir durch enge Altstadtgassen, bis er auf eine kleine Bar zusteuert. Ich weiß schlicht und ergreifend nicht, was ich zu ihm sagen soll, was ich tun soll, warum ich seine fremde Hand halte.
Er nimmt mir meinen Mantel ab, seine feinen Hände streichen sanft über meine Schultern. 

„Wieso gehst du alleine ins Theater?“ 

„Nun, bevor jemand neben mir einschläft gehe ich doch lieber alleine. Mache mir meine eigenen Gedanken. Nur für mich. Und beobachte im Foyer die vielen illustren Menschen. Und du?“ 

Er lächelt. 

„Ich beobachte auch gerne. Die Haltung, die Körpersprache, all die unbewussten Signale, die Menschen aussenden. So wie du jetzt. Das Herz schlägt dir bis zum Hals, aber die Neugier in deinen Augen ist zu groß, viel zu groß. Und genau das fordert mich heraus. Dein Mut.“ 

Der Barkeeper unterbricht uns glücklicherweise. 

„Was sendest du aus? Kontrolle? Einfluß?“ 

„Oh, ich bin mindestens genauso neugierig wie du. Daher würde ich nicht von Kontrolle sprechen. Ich glaube, es würde mir gefallen, dich kämpfen zu sehen. Verzweifelt kämpfen zu sehen. Gegen Fesseln und Seile. Gegen dich selbst.“ 

Dieser Mann macht mich verlegen. Schlimmer noch: Er führt mir meine eigene Erregung, meine Geilheit vor Augen. 

Die Cocktails kommen und ich nehme einen großen Schluck. Plötzlich kommt er näher, seine Hand wandert in meinen Nacken und zieht mich deutlich zu ihm hin. Sein Mund drückt sich auf meine Lippen, langsam schiebt sich seine Zunge in meinen Mund. Bis ich mich ihm entgegen dränge, meinen Mund öffne, seine Hände auf meinem Körper spüre und ihm auf meinem Barhocker entgegen rutsche. 

„Du kommst mit mir. Ich muss dich haben. Heute Nacht.“

1 comment:

DerLockige said...

Schön, dass du zurück bist :)