Dezember ist eine gute Zeit, um über das vergangene Jahr zu resümieren. Im Frühjahr hatte
ich die „Freude“, mit starken Schmerzen abends in die Notaufnahme zu gehen, und
von der Assistenzärztin, die kaum älter war als ich, gleich dort behalten zu
werden.
Nach einer Nacht
voller Schmerzkrämpfe, in der ich nicht geschlafen habe, nur hin und wieder
ohnmächtig wurde, schob mich die Ärztin dann mitsamt Bett zum Untersuchungszimmer,
wo der Oberarzt entscheiden sollte, ob und wann ich operiert werde.
Auf dem Weg dorthin
erblickte ich einen jungen blonden Mann, der ganz lässig in seinem Kapuzenpulli vorm
Aufzug stand.
„Morgen Thorsten*,
du kannst dich schon mal umziehen und nach vorne kommen, bis dahin ist Dr.
Soundso auch da.“
Äh, Moment, nach
vorne kommen? Was soll er denn da machen? Der hat ja hoffentlich nichts mit der
Untersuchung zu tun…!
Blanke Panik kam
auf. Mein lustig geringeltes Nachthemd, ein durchgeschwitztes Höschen von
gestern drunter, eine Frisur wie Tina Turner, und dann dieser Jüngling auf dem
Flur!
Um Gottes Willen!
Vor dem Untersuchungsraum
angekommen sagte die Ärztin, ich solle mich erst mal nur auf die Bettkante
setzen und warten, ob mein Kreislauf stabil bleibt. Und schon kam er um die
Ecke, der blonde Sunnyboy, im weißen Kittel und mit Stethoskop.
„Guten Morgen, ich
bin Thorsten Wieauchimmer*. Kommen Sie, ich helfe Ihnen.“ Sagte er mit einem
bezaubernden Lächeln im Gesicht und bot mir seinen Arm an, wie ein Schüler, der
einer Oma über die Straße hilft.
Super, wird ja
immer besser, dachte ich mir.
Ich konnte mich vor
Schmerzen kaum bewegen, musste für die Untersuchung jedoch meinen Vortags-Slip
ausziehen. Etwas verkrampft stand ich mit dem Slip in der Hand in der Ecke.
„Den können Sie mir
geben, ich lege ihn in Ihr Bett.“ Sagte er und streckte die Hand aus. Ich gab
ihm meinen Slip und wollte auf der Stelle sterben. Oder wenigstens vom grauen
Krankenhaus-Laminat verschluckt werden. Sofort. Das Erstaunliche: In dieser
Situation habe ich vor lauter Scham meine Schmerzen nicht mehr wahrgenommen.
Ein paar Sekunden lang.
Der Oberarzt
entschied dann, dass ich so schnell wie möglich operiert werden müsse und
gleich als Erste in den OP solle. Na toll…
Ich bekam einen
Zettel in die Hand, auf dem die Risiken der OP beschrieben wurden, und wurde
von der Krankenschwester zurück in mein Zimmer geschoben.
Dort habe ich mir
heulend durchgelesen, was mir alles Furchtbares passieren könne. Bis Dr.
Sunshine rein kam. Er hat mir lächelnd erklärt, das zwar etwas schiefgehen
könne, das Risiko aber gering sei, denn „wir sehen ja, wo wir schneiden“. Und
dann hat er mir noch zugezwinkert.
Eine Frage war für
mich jedoch noch offen: Wer operiert mich eigentlich?
„Der Oberarzt, Dr.
Soundso, und ich assistiere ihm dabei.“
Ja, was gibt es
Schöneres! Nackt auf so einem eiskalten Stahltisch vor ihm zu liegen. Unter
Vollnarkose, versteht sich.
Aber ich bin
wirklich dankbar dafür, dass meine Tätowierung den Eingriff unbeschädigt
überstanden hat. Und dafür, dass ohnehin alles komplikationslos verlief. Nicht
nur hübsch, auch schlau, der Kerl ;-)
Von meinen
Besuchern im Krankenhaus hat er übrigens noch den Beinamen „Fernseharzt“ bekommen, weil
er genauso gut bei Emergency Room mitspielen könnte.Also erlag nicht nur ich seinem Charme... ;-)
*Name von der
Redaktion geändert ;-)
1 comment:
... und ich studiere doch noch Humanmedizin, Deine Episode ist ein klarer Wink mit ...
ach logo, der Trend geht eh gerade zum Zweitstudium, ...
oder hol ich mir nur einen Doktor-Hut im $$-befreundeten Ausland
... kann ich mir ja am Wochenende überlegen ;-)
dgk
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